ORCAS, die Segelschiffe attackieren

Wir sind mit unserem Segelschiff an der portugisischen Westküste und an der Algarve unterwegs. Überall dort ist mit iberischen ORCAS zu rechnen, die bevorzugt Segelschiffe attackieren. Mehrerer Hundert Fälle von Interaktionen sind seit 2020 dokumentiert mit eigentlich zwei Hotspots. Im Frühling in der Bucht von Barbate und im Herbst Höhe Kap Finisterre und darüber hinaus bzw. dazwischen. Es sind mehrere Yachten bereits gesunken, andere haben abgebissene Ruder bis hin zu schweren strukturellen Schäden durch Rammen der Rümpfe. Alle Erklärungsversuche, warum die intelligenten Tiere das machen, sind reine Spekulationen. Tatsächlich weiß es niemand, was die Auslöser sind. Wir jedenfalls und viele mit uns, versuchen den ORCAS auszuweichen. Entweder fahren wir bei ungefährlichem Wetter sehr küstennah im 15 – 20 m Tiefenbereich oder ganz weit draußen. Die Iberischen ORCAS folgen den Thunfischen, da sie Fischfresser sind. Im Gegensatz zu den ORCAS z.B. vor Kanada. Die Population der Iberischen Orcas wird auf etwas 50 Individuen geschätzt und diese leben und jagen in etwa 7 Familienverbänden. Wohl ziemlich sicher ist, dass das spezielle Verhalten aus zwei Familienverbänden kommt. Mehrere Wissenschaftler und deren Helfer haben analysiert, statitische Erhebungen gemacht und sind viel zur Walbeobachtung draußen. Statistische Evidenzen z.B. Antifoulingfarbe, Rumpf- oder Ruderform gibt es nicht wirklich, da die Vergleichswerte fehlen wie z.B. wie hoch ist der Anteil der schwarzen Antifoulingfarbe an den Gesamtschiffen. Sehr beliebt sind die langen Spatenruder und diese werden einfach abgebissen. Damit gehen oft zerstörte Steuerseile oder Autopiloten einher. Verschiedene Organisationen gaben Protokolle heraus, wie man sich bei einer Interaktion verhalten soll. Das geht von stoppen, Segel runter und ganz still verhalten bis Vollgas und weg hier. Leider sind viele Empfehlungen wie so oft von Interessensgebieten beeinflusst. Ich denke, niemand will den streng geschützten ORCAS Schaden zufügen. Verständlich ist es aber auch, wenn man sich mit Hilfsmitteln zur Wehr setzt. Die Bandbreite der Tipps ist von Lärm über Knallkörper bis hin zu Flüssigkeiten bzw. Sand sehr umfangreich. Sehr hilfreich ist eine große Community in einer Telegram-Gruppe, die fast realtime Infos hat, wo ORCAS gerade sind. Wer in der Gegend unterwegs sein will, sollte sich auf die Webseite https://www.orcas.pt

begeben und kann sich der Community dann anschließen. Hilfreich sind jedenfalls auch die Webseiten der Crusing Association https://www.theca.org.uk/orcas.

Aber blind sich in die Gafahrenzone zu begeben ist sehr leichtsinnig und verdammt gefährlich. Leider beobachten wir das oft und immer wieder, dass Segerlschiffe in die Hotspots fahren und vermutlich die Gefahr völlig unterschätzen. So vergeht jetzt im Mai kaum ein Tag, wo keine beschädigte Yacht in den Hafen von Barbate geschleppt wird. Wir können das auf Marinetraffic sehr genau verfolgen und außerdem wird jeder Fall in der Community heiß diskutiert.