Segeln in Gewässern mit Gezeiten

Herausforderungen Tidengewässer

Hier geht alles nach der Uhr und dem Tidenkalender. Unsere Kantara und die meisten Segelschiffe schaffen es nicht, gegen den Strom zu fahren - zumindest machen sie keine Fahrt über Grund.

Die Planung

Mal bei schönem Wetter losfahren kann klappen, kann aber auch Probleme aufwerfen.  Wenn man z.B. in Cuxhaven einen Liegeplatz hat, kann man schon mal so losfahren. Je nach Stromrichtung in die Elbe hinein oder auf die Nordsee raus. Man muss eben nur wissen, wann der Strom kippt, damit man mit dem Strom wieder zum Liegeplatz zurückkommt. In den Flussmündungen ist der Strom teilweise sehr stark, 5 – 6 Knoten sind da schon mal locker drin, außerdem gibt es Sandbänke, Riffe und damit unter Umständen Grundseen, Kreuzseen oder einfach nur die Situation Wind gegen Strom mit kurzen hohen Wellen. Die Seegatten bedürfen besonderer Aufmerksamkeit, ja sie können sehr gefährlich werden – auch schon bei „schönem Segelwind“.  

Der Strom

Es ist nun mal die Abhängigkeit von Mond und Erdumdrehung. Der Strom kippt ganz grob alle 6 Stunden und geht in die entgegengesetzte Richtung. Die große Schwungmasse Wasser drückt in die Flussmündungen und sucht sich ihre Wege und nach etwa 6 Stunden geht es wieder in die andere Richtung. Dabei nimmt der Strom in den Flussmündungen jede Menge Sediment mit und verlagert so schon mal die Sandbänke. Außerdem werden die Flüsse immer wieder ausgebaggert und besonders die Elbe immer tiefer. Dadurch verändert sich auch die Fließgeschwindigkeit – sie fließt noch schneller. Und dann sind da noch die Tidenunterschiede. Bei uns im Heimathafen Neuhaus/Oste sind es etwas 2,70 m, in Cuxhaven ca. 3 m und in St. Marlo 14!m rauf und runter. 

Wind gegen Strom

Bei Windstärke 5 und mehr lässt es sich noch prima segeln. Da fängt der Spaß doch erst richtig  an. In den Seegatten sollte man dann aber lieber nicht segeln bzw. motoren, wenn der Wind gegen den Strom weht. Die See wird hackig, kurze steile Wellen, die dann auch noch brechen, können gefährlich werden. Dazu kommen Grundseen bei Flachwasser und das gibt es dort zuhauf. Dabei kann ein Schiff dann schon mal im Wellental heftig auf Grund schlagen. Jede folgende Welle drückt das Schiff weiter auf die Sandbank. Das ist lebensgefährlich weil auch die Rettung sehr schwierig wird. Unsere Seenotretter können ganz viel und sind jederzeit zur Stelle aber sie können eben auch nicht alles. 

Immer eine Herausforderung

Fahren in verkehrsreichen gewässern

Die Elbe und die Weser gehören zu den am meisten befahrenen Gewässern. Auch vor Rotterdam oder im englischen Kanal herrscht reger Schiffsverkehr von Berufsschiffen. Es ist nicht immer ganz leicht, seinen Platz zu finden. Besonders vor Cuxhaven empfinde ich den Schiffsverkehr als schwierig und schwer einschätzbar. Bei Dunkelheit noch viel mehr. Teilweise sind Berufsschiffe unterwegs, die derart spärlich beleuchtet sind, dass sie kaum mit dem Auge auszumachen sind. Plötzlich sind sie aber da.  Machmal liegen Schiffe in der  Fahrrinne, arbeitend oder überwachend, manchmal kommen einem Schiffe fast auf den falschen Seite entgegen und manchmal hofft man eben, dass sie den Kurs von Kollision noch ändern. Und dann sind da noch die Pilots, die entweder mit hoher Geschwindigkeit fahren und irgendwo im oder am Fahrwasser wartend liegen, sich driften lassen und plötzlich losfahren. Und draußen sind die Fischer, kaum berechenbar, wo sie denn hinfahren bzw. hinfahren wollen. Irgendwie geht es halt immer aber manchmal, das gebe ich zu, ist Adrenalin und Stress im Spiel. 

Und doch

Segeln im Gezeitenrevier ist anspruchsvoll und gerade deshalb interessant. Auf der Ostsee ist es auch schön aber die Herausforderungen sind andere.

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