Eine abenteuerliche Überführung

Nachdem wir die Kantara gekauft hatten, stand die Überführung an. Das Wetter war wirklich nicht einladend aber das Schiff musste dort weg. Ein professionelles Skipperteam erwies sich als unzuverlässig und so stand die Entscheidung, das selbst zu machen. Außerdem würden wir auf den gut 300 Meilen das Schiff kennenlernen. Wir sind am Donnerstag 08.04.21 gestartet und mussten die Zeelandbrug passieren. Diese wurde für uns geöffnet. Danach mussten wir die Schleuse „Roompotsluis“ passieren. Diese befindet sich direkt unter der Noordlandbrug –   Durchfahrtshöhe 20 m, wir hatten 19 m. Das sah nicht gut aus vom Deck des Schiffes. Die Antennen sind drauf geblieben. Danach ab in die freie Nordsee bei frischem Wind. Der Wind kam achterlich und ich konnte das Segel benutzen. Leider fiel Katrin aus wegen Seekrankheit und bei mir war nach dem Tag und der ganzen Nacht die Luft raus am Freitag. Zumal ich meistens steuern musste, da ich die Batteriekapazität nicht einschätzen konnte und der Verbrauch durch den Autopiloten noch nicht klar war.  Eine Batterieanzeige hat das Schiff noch nicht. Am Freitag 16:00 Uhr sind wir in Den Helder eingelaufen, damit ich schlafen konnte. Zuvor hatten wir eine Suppe gegessen, da wir zuvor kaum etwas gegessen hatten. Eine einfache Dosensuppe kann in solchen Momenten unglaublich gut schmecken. Samstag 11.30 Uhr Abfahrt Den Helder bei frischem Wind mit Prognosen bis 30 Knoten aus Nordwest. Was dann kam, war fürchterlich. Der Wind drehte auf bis 40 Knoten, Kreuzseen, sehr hackige Wellen und Katrin viel aus weil sie bei einer großen Welle in der Gally noch nicht angegurtet war und sich den Kopf stark anstieß. Das war eine Gehirnerschütterung wie sich später herausstellte. Das erklärt auch das anschließende Unwohlsein.Wir haben daraus gelernt und tragen zukünftig Anstoßkappen. In der Nacht haben wir durch einen heftigen Seeschlag beide Navigationslichter eingebüßt. Dieser  schwerer Schlag hob auch die wirklich dichte Sprayhood an und ein Schwall Salzwasser ergoss sich auf die Instrumente und in den Salon.  Die Navigationslichter waren einfach nicht mehr da. Es hingen nur noch die Kabel rum. Glücklicherweise haben wir Tricolor in der Mastspitze und konnten diese verwenden.  Den Tag über wurde es nicht viel besser. Die See war weiter sehr hackig allerdings die Windspitzen gingen zwar über 30 Knoten aber eben nicht mehr auf 40. Bei mir kam wieder diese Müdigkeit auf und wir mussten den Schutzhafen von Borkum anlaufen. Einmal um kleine Reparaturen durchzuführen und ein wenig zu schlafen. Ich nahm Kontakt mit Bremen Rescue auf und habe den Seenotrettungskreuzer Hamburg um Beratung gebeten, um sicher einzulaufen. Die sind wirklich klasse, hilfsbereit und super freundlich. Die Seegatten vor Borkum sind berüchtigt. Nach einer heissen Suppe und 2 1/2 Stunden Schlaf ging es wieder raus auf die Nordsee. Bei etwas abflauendem Wind sind wir dann wieder in die Nacht gefahren. Am Montag, unserer letzter Tag, war das Wetter endlich mal annehmbar. Die Sonne kam durch und der Wind ließ weiter nach. Somit konnten wir ganz entspannt aber ziemlich geschlaucht in Cuxhaven im Amerikahafen anlegen. Alles in allem war es ein Abenteuer, es war wirklich hart und wir haben festgestellt, dass unsere Kantara wirklich seefest ist. Sollte uns zukünftig einmal schlechtes Wetter erwischen, sind wir mit diesen Erfahrungen gerüstet. 

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